"Orte der gelebten Willkommenskultur" - Schulleitertagung der Deutschen Auslandsschulen 2015

Vom 5.-7. Januar 2015 tagen rund 130 Leiterinnen und Leiter Deutscher Auslandsschulen aus 70 Ländern im Auswärtigen Amt. Ein Höhepunkt: Die Verleihung der Schulpreise für Projekte zur Inklusion und Berufsbildung.

 

"Orte der gelebten Willkommenskultur" seien die Deutschen Auslandsschulen unterstrich Staatsministerin Maria Böhmer in ihrer Eröffnungsrede  (05.01.2015) und betonte: "Wir setzen auf Toleranz und Weltoffenheit." Eingeladen hatte das Auswärtige Amt gemeinsam mit den Organisatoren von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.

Die Auslandsschularbeit genieße im Auswärtigen Amt einen hohen Stellenwert, so Böhmer weiter, denn sie vermittele neben der deutschen Sprache auch Werte und einen "respektvollen Umgang miteinander".

Noch bis Mittwoch (7.1.2015) wird im Auswärtigen Amt diskutiert – über aktuelle und künftige Herausforderungen für die Auslandsschulen mit ihren insgesamt über 80.000 Schülerinnen und Schülern, über Qualität und Wettbewerbsfähigkeit. Schwerpunkte des Treffens bilden unter anderem der Bereich "berufliche Bildung" sowie die Umsetzung des Auslandsschulgesetzes und die Verbesserung der Alumni-Arbeit.


Verleihung der Schulpreise des Auswärtigen Amts

Das Auswärtige Amt zeichnete am 6. Januar sieben innovative Projekte von Deutschen Auslandsschulen aus. Übergeben wurden die Preise von Staatsministerin Böhmer und der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Ulla Schmidt. Schmidt ist Schirmherrin für den Wettbewerb "Inklusion an Deutschen Auslandsschulen". Über die Auszeichnungen freuten sich in diesem Jahr Schulen aus Lateinamerika, Afrika und Europa.

"Beruf macht Schule" - Exzellenzpreis Berufsorientierung

Staatsministerin Böhmer begrüßte die Preisträger des Wettbewerbs "Beruf macht Schule" mit den Worten: "Ein Exportschlager für uns ist unser Duales Ausbildungssystem." Die Kombination aus der praktischen Ausbildung in Unternehmen und dem Lernen in der Schule könne auch in andere Weltregionen übertragen werden, "wenn man beispielhaft zeigen kann, wie es gelingt", so Böhmer.  Der Jury sei es in diesem Jahr sehr schwer gefallen, aus den vielen eingereichten Beiträgen die Gewinnerschulen auszuwählen, berichtete die Staatsministerin kurz vor der Vergabe der Preise.



Preisträger des Wettbewerbs "Beruf macht Schule" - Exzellenzpreis Berufsorientierung in der deutschen Auslandsschularbeit

1. Preis (dotiert mit 10.000 Euro) 

Deutsche Schule Instituto Ballester in Buenos Aires, Argentinien

Um ihre Schüler früh für einen Berufsweg in Deutschland zu interessieren, hat die Schule umfangreiche Maßnahmen entwickelt. Gemeinsam mit dem in die Schule integrierten Berufsbildungszentrum konnte das Konzept "MehrAusBildung" bereits erfolgreich umgesetzt werden: Mit einem zweimonatigen Austauschprogramm inklusive einer Hochschulbesuchswoche in Bayern, mit Ausbildungstutoren und durch Partnerschaften mit den Hochschulen in Regensburg und Coburg. Zu der Berufsbildungsmesse „EduAlemania“ und dem Unternehmensplanspiel "Junior Manager" werden auch weitere südamerikanische Schulen eingeladen.
 

2. Preis (dotiert mit 5.000 Euro)

Loyola-Gymnasium in Prizren, Kosovo

Das noch nicht einmal zehn Jahre junge klassische Gymnasium im Süden des Kosovo weist die landesweit besten Schul-Abschlüsse auf. Pro Jahr legen hier rund 100 von 700 Schülerinnen und Schülern das Deutsche Sprachdiplom ab. Von Anfang an pflegte das Loyola-Gymnasium Kontakte zu Förderern in Deutschland. So konnten seit 2010 hochmotivierte Absolventen als Auszubildende an mehrere mittelständische Unternehmen in Westfalen vermittelt werden. Gut die Hälfte der 14 jungen Menschen, die dieses Jahr  im Rahmen der "Ausbildungsinitiative" nach Westfalen kamen, waren Mädchen. Besonders Begabte erwartet hier ein Duales Studium.
 

3. Preis (dotiert mit 2.500 Euro)

Deutsche Schule Bilbao, Spanien

Derzeit liegt die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei über 50 Prozent. Umso mehr Gewicht erhält hier eine frühe Berufsorientierung. Die Deutsche Schule Bilbao schreibt Berufs- und Studienberatung groß. Bereits seit 2005 ermöglicht sie, mittels einer Vereinbarung mit neun Europaschulen, allen Schülerinnen und Schülern ihrer Abiturklassen zweiwöchige Praktika in Unternehmen in Schleswig-Holstein. In diesem Herbst fand die vierte Studien- und Berufsmesse an der Schule statt. Unterstützung erfahren die jungen Menschen auch in dem breiten Alumni-Netzwerk und einer neuen Kooperation mit der Humboldt-Universität.



"Gemeinsam leben und Lernen" - Inklusion an Deutschen Auslandsschulen

Die Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt betonte, dass inbesondere die Deutschen Auslandsschulen von der Heterogenität lebten: "Je früher man lernt, das 'Andere' auch als das 'Normale" zu sehen, desto selbstverständlicher wird dies im Erwachsenenleben." Das Schönste für sie sei, so Schmidt bei der Verleihung im Auswärtigen Amt, "wenn Schüler, Eltern und Lehrer Inklusion als einen 'lebendigen Prozess'" beschrieben.



Preisträger des Wettbewerbs "Gemeinsam Lernen und Leben - Inklusion an deutschen Auslandsschulen"

1. Preis (dotiert mit 10.000 Euro)

Deutsche Schule Rio de Janeiro – Escola Alemã Corcovado

Die 1.300 Schülerinnen und Schüler der Deutschen Schule Rio de Janeiro können zwischen einem deutschen und einem brasilianischen Ausbildungszweig wählen. Das Thema Inklusion ist fest als Teil der Schulkultur verankert. Die gesamte Schulgemeinschaft einschließlich der Eltern befasst sich aktiv mit dem Thema und es gibt eine offene Kommunikation zu strittigen Fragen. Auf Früherkennung legt die Schule mit ihrem Inklusionsmodell höchstes Augenmerk.
 

2. Preis (dotiert mit 5.000 Euro)

Deutsche Schule Pretoria, Südafrika

"Gemeinsam auf dem Weg": Unter diesem Motto setzt die Deutsche Schule in der Hauptstadt Südafrikas, einem Land mit elf offiziellen Sprachen, inklusive Maßnahmen auf inner- und außerschulischer Ebene ein. Barrierefreie Zugänge, spezielle Schalldämmungen in den Klassenzimmern für Hörgeschädigte, regelmäßige sozialpädagogische Übungen mit den Kindern und "Runde Tische" mit den Eltern gehören dazu. 850 Kinder und Jugendliche werden hier unterrichtet. "Entscheidend ist für uns die innere Haltung aller am Schulleben Beteiligten", sagt Schulleiter Norbert Klevenz.
 

3. Preis (dotiert mit 2.500 Euro)

Deutsche Schule Barcelona, Spanien

Individuelle Lernbegleitungen und Nachteilsausgleiche bietet die Deutsche Schule Barcelona schon seit zehn Jahren an. Entwicklungsgefährdete Kinder können sich auf Wunsch der Eltern einem psychopädagogischen Testverfahren unterziehen. Die 1.400 Schüler umfassende Einrichtung bietet Supervisionen für Lehrer und Workshops für Eltern an. In einem umfangreichen Leitfaden sind die Grundsätze der Schule zur individuellen Förderung festgehalten und dienen allen Lehrkräften als Grundlage für ihre Arbeit.
 

Sonderpreis

German Swiss International School Accra, Ghana

Kinder mit Behinderung haben es in Ghana schwer, oft werden sie von ihren Familien versteckt. Die German Swiss International School bietet mit ihrem Stützunterricht einen Gegenpol. Zehn Prozent der Schüler weisen besondere Herausforderungen auf, wie Sprachentwicklungsstörungen oder Autismus. Zu den Förder- und Inklusionsmaßnahmen gehören kreative Angebote wie "Time for Talents", "Free Play", individuelle Studienzeiten. Hier können Kinder wie der schwer körperbehinderte sechsjährige Michael frei äußern: "So bin ich eben!"

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