Lesen Sie hier das Grußwort von Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer MdB anlässlich ihres Besuches der Ausstellung „Neuer Himmel, neue Erde – Die Reformation in der Pfalz“ im Stadtmuseum Zweibrücken am 2. Mai 2017.

Es gilt das gesprochene Wort:


Liebe Anita Schäfer,
sehr geehrte Frau Dr. Glück,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

als Staatsministerin bin ich für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zuständig und auch Sonderbeauftragte für die UNESCO. Ein wichtiges UNESCO-Weltkulturerbe sind ohne Zweifel die Reformationsstätten in Mitteldeutschland. Aber die Reformation hat ihre Ursprünge nicht nur in Eisenach und Wittenberg, sondern auch hier bei uns in der Pfalz. Das kommt in dieser Ausstellung wunderbar zu Ausdruck.

In Worms hat Luther im Jahr 1521 vor dem Reichstag seine Lehren verteidigt. Als Erinnerung daran steht dort das Lutherdenkmal, zweitgrößtes Reformationsdenkmal der Welt. Ich kenne es seit meiner Kindheit.

Eng mit der Reformation verbunden sind auch die Reichstage in Speyer 1526 und 1529 – auf dem zweiten erhielt der Protestantismus seinen Namen.

Es gibt noch mehr, was die Pfalz mit den Anfängen der Reformation verbindet: Auf der Ebernburg bei Bad Kreuznach gewährte Burgherr Franz von Sickingen den frühen Reformatoren Schutz – auch Martin Luther hat er diesen Schutz angeboten. Auf der Ebernburg wurde auch der erste evangelische Gottesdienst im südwestdeutschen Raum gefeiert. Und wir erinnern uns an den Zweibrücker Hofprediger Johannes Schwebel, einen frühen Anhänger der Reformation, der ebenfalls auf der Ebernburg Schutz fand und von Herzog Ludwig II. 1523 nach Zweibrücken geholt wurde.

Deutschland gilt weltweit als Mutterland der Reformation. Wichtige Impulse gingen von hier aus in die Welt – nicht nur von der Wartburg, sondern eben auch von der Ebernburg. Deshalb ist es auch eine Aufgabe der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, überall auf der Welt an die Reformation und an Martin Luther zu erinnern. Das Auswärtigen Amt unterstützt Ausstellungen, Konferenzen, Podiumsdiskussionen, Orgelkonzerte, Konzertreisen und Übersetzungsprojekte auf der ganzen Welt (u.a. in Russland, Libanon, Ungarn, Rumänien, Italien, Australien, Israel, Frankreich und in der Schweiz). Ein Beispiel für unser Engagement ist in diesem Jahr die Ausstellung „Here I stand“, also „Hier stehe ich“ in Anlehnung an den berühmten Luther-Satz. Sie ist u.a. in New York und Atlanta zu sehen. Dazu gehört eine digitale Lutherausstellung in verschiedenen Sprachen mit 3D-Scans, die von der Internetseite heruntergeladen und auf der ganzen Welt für Ausstellungen genutzt werden können. Im östlichen Europa laden wir zu Konferenzen ein, die die Bedeutung der dortigen Reformationsorte beleuchten – gerade im März gab es eine solche Konferenz in Riga. In unseren Auslandsvertretungen finden Konzertreihen, Ausstellungen und Vortragsreihen statt. Ein Beispiel ist das Begleitprogramm der Botschaft in Windhuk, der Hauptstadt von Namibia, anlässlich der Zentralveranstaltung des Lutherischen Weltbundes zur Feier des Reformationsjubiläums im Mai. Und nicht zuletzt unterstützt das Auswärtige Amt den Deutschen Evangelischen Kirchentag, der im Mai in Berlin und Wittenberg stattfindet.  Bundesaußenminister Gabriel wird an einer Podiumsveranstaltung teilnehmen.

Warum sind Martin Luther und die Reformation für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik so wichtig? Geht es nur um Imagepflege?

Nein, es geht um die wichtigen Impulse, die von der Reformation ausgingen und die bis heute relevant sind – weit über die Fragen von Religion und Konfession hinaus. Denn mit Luther verbinden wir die Überzeugung, dass Bildung am Anfang steht. Sprache und Bildung sind nicht nur der Schlüssel zum gesellschaftlichen Aufstieg, überall auf der Welt. Sie sind auch der Schlüssel zur politischen Willensbildung und damit grundlegend für die Demokratie.

 Luthers Bibelübersetzung eröffnete den Menschen die Möglichkeit, selbst die Bibel zu lesen. Dazu mussten sie lesen und schreiben lernen – der Beginn der allgemeine Schulpflicht. Bildung als Voraussetzung für religiöse und gesellschaftliche Teilhabe brach sich Bahn.

Ganz wesentlich für die Ausbreitung von Luthers Lehren war der Buchdruck – und auch hier war die Pfalz an der Spitze der gesellschaftlichen Bewegung: Schon wenige Jahre, nachdem Johannes Gutenberg in Mainz seine bahnbrechende Erfindung machte, druckten auch in Speyer und in Zweibrücken Druckerpioniere mit beweglichen Lettern. In Zweibrücken war es Jörg Gessler.

Mit Dir, liebe Anita Schäfer, habe ich heute morgen noch das Druckermuseum besucht, das in diesen Teil der Geschichte von Zweibrücken einführt, in die Druckergeschichte. Du als Vorsitzende und die anderen Verantwortlichen des Vereins haben mit dem Museum eine sehr verdienstvolle Arbeit geleistet. Nun freue ich mich, gemeinsam mit Dir und Ihnen allen diese interessante Ausstellung zur Reformation in der Pfalz kennenzulernen. Herzlichen Dank!

Nach oben