Maria Böhmer in Australien: Großes Potenzial für umfassende Intensivierung der bilateralen Beziehungen

Staatsministerin Böhmer besuchte auf der zweiten Etappe ihrer Reise in die asiatisch-pazifische Region von Mittwoch bis Samstag (21.10. bis 24.10.) Australien. Im Fokus ihrer viertägigen Gespräche in Sydney, Canberra und Brisbane standen neben strategischen Fragen Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Migration und Kultur.

(Copyright Text/Bild: Auswärtiges Amt)

Wirtschaftsthemen in Sydney


Böhmers Gespräche in Sydney konzentrierten sich auf Wirtschaftsthemen. Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung traf Böhmer mit der Ehrenpräsidentin der Deutsch-Australischen Industrie- und Handelskammer Lucy Turnbull sowie Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaftsunternehmen, Forschungsinstituten und Kultureinrichtungen zu einem Austausch über die Rolle von Frauen für Politik und Wirtschaft, für internationale Angelegenheiten und bilaterale Beziehungen. Böhmer zeigte sich erfreut, dass das Ziel der Gleichberechtigung der Geschlechter sowie der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Teilhabe von Frauen den außenpolitischen Diskurs präge, unter anderem die UN-Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung sowie den von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten G7-Dialog in Elmau.

Die Bedeutung von Vielfalt für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Blick auf die digitale Zukunft stand im Fokus der Gespräche, die Böhmer auf Einladung der Australischen Industrie- und Handelskammer mit Vertretern deutscher und australischer Unternehmen sowie der Quantenphysikerin Prof. Michelle Simmons von der University of New South Wales geführt hat. Böhmer machte deutlich, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung Hand in Hand gehen müssen und nur dann ihr volles Potential entfalten können, wenn sie Diversität zum Leitmotiv ihres Handels machen.


Mit dem Vertreter der englischen Krone in Australien, dem Gouverneur von New South Wales General the Honourable David Hurley sprach Böhmer über die wirtschaftliche Rolle Australiens im Asiatisch-Pazifischen Raum.

Politische Gespräche in Canberra

In der Hauptstadt Canberra standen ein Abendessen mit dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull und mit Finanzminister Mathias Cormann sowie Gespräche mit Umweltminister Greg Hunt und der stellvertretenden Oppositionsführerin Tanya Plibersek auf dem Programm.

Im Fokus des Gesprächs mit Premierminister Turnbull standen globale Herausforderungen, die Deutschland und Australien gleichermaßen betreffen, "etwa im Asiatisch-Pazifischen Raum, wo wir gemeinsame Interessen haben, gegenüber China, dem dominierenden Partner in Asien, beim Klimawandel, den wir nur gemeinsam bewältigen können und daher bei der UN-Klimakonferenz in Paris ein ehrgeiziges, für alle Staaten verbindliches Abkommen erzielen wollen, und bei der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft, die wir nur erreichen, wenn wir die UN-Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung in jedem Land konsequent umsetzen", bekräftigte Böhmer.

Auch der Flüchtlingsstrom nach Europa und Deutschland war Gegenstand des Gesprächs. Die Flüchtlingskrise stelle die Europäische Union vor außerordentliche Herausforderungen, betonte die Staatsministerin. "In der Griechenlandkrise haben wir den Zusammenhalt bewahrt. Auch die Flüchtlingskrise werden wir nur gemeinsam bewältigen können." Böhmer forderte, dass die Fluchtursachen bekämpft werden müssen:

"Wir brauchen eine Lösung, die über Europa hinaus auf enge Kooperation mit unseren Nachbarn am Mittelmeer baut, vor allem der Türkei. Wir müssen die Brutalität der Assad-Diktatur, den Einsatz von Fassbomben und Folter beenden, die Herrschaft des Islamischen Staats brechen, die Waffen zum Schweigen bringen und humanitären Zugang ermöglichen."

"Zusammenarbeit um neue Dimensionen bereichern"

Böhmer machte zudem deutlich, dass das Potenzial für eine umfassende Intensivierung der bilateralen Beziehungen immens sei. "Die Beziehungen zwischen Deutschland und Australien sind geprägt von großer Herzlichkeit in zwischenmenschlichem Umgang. Unsere Länder haben gemeinsame Interessen und Werte, übernehmen Führungsrollen in internationalen und regionalen Foren, zählen als Nummer 4 und 12 zu den weltweit bedeutsamsten Volkswirtschaften, setzen auf hochqualifizierte Wissenschaft, Forschung und Bildung und lieben Kultur und Sport", so Böhmer. Deutschland und Australien gehörten zu einer Familie. Trotz der geographischen Entfernung sei die Nähe in strategischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Fragen außergewöhnlich groß.

Zusammen mit dem australischen Finanzminister Mathias Cormann führte Böhmer den Vorsitz bei der abschließenden Sitzung der Deutsch-Australischen Beratergruppe. Sie besteht aus Vertreterinnen und Vertretern beider Länder aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Kultur. Böhmer und Cormann werden bei Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem australischen Premierminister Malcolm Turnbull im November Empfehlungen für eine umfassende Intensivierung der bilateralen Beziehungen vorlegen. 

Böhmer bezeichnete die Arbeit der Gruppe als einen wichtigen Meilenstein für die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Australien: "Ich bin sicher: Die Empfehlungen werden die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern um neue Dimensionen bereichern."

Schutz von Welterbe in Brisbane

In Brisbane traf Böhmer mit dem Minister für Umwelt und Kulturerbe von Queensland, Steven Miles, zu einem Austausch über den Schutz der UNESCO-Welterbestätte Great Barrier Reef zusammen.

Im Fokus standen die Maßnahmen, die Australien eingeleitet hat, um Schutzauflagen zu erfüllen, die das UNESCO-Welterbekomitee unter Vorsitz von Böhmer in Bonn im Juli beschlossen hatte.

Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren

Auch das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren spielte eine wichtige Rolle bei Böhmers Besuch in Australien. Gemeinsam mit dem australischen Finanzminister Mathias Cormann nahm Böhmer an der Last Post Ceremony am War Memorial teil und legte einen Kranz nieder. 

Böhmer erinnerte daran, dass der Erste Weltkrieg, der oft als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet werde, für Australien bittere Realität war: In den kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Deutschland, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich starben an den Dardanellen und an der Westfront zehntausene Australier, über 130.000 wurden verwundet.

 

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