Vergangene Woche waren viele Fernsehzuschauer in Deutschland schockiert. Die ARD-Dokumentation zur Situation von Leiharbeitern beim Internetversandhändler amazon hat viele Menschen bewegt. Auch für mich waren die Schilderungen bedrückend und machten mich wütend.

Bereits nach einer Woche können wir feststellen: amazon hat sich dem Druck gebeugt und nicht nur die Zusammenarbeit mit der im Beitrag genannten Sicherheitsfirma sondern auch die mit der für Transport und Unterbringung zuständigen Firma beendet. Dies kann aber nur der erste Schritt sein.

Es darf nicht sein, dass Menschen, die zu uns nach Deutschland zum Arbeiten kommen, in dieser Form behandelt und schikaniert werden. Es handelt sich aus meiner Sicht um klare Rechtsverletzungen. Deshalb ist es richtig, dass Bundesministerin Ursula von der Leyen, eine lückenlose Aufklärung angemahnt und in die Wege geleitet hat. Da, wo wir klare Rechtsverstöße feststellen, muss mit aller Härte durchgegriffen werden. Auch der Entzug von Lizenzen für Zeitarbeitsfirmen darf dabei kein Tabu sein.

Das Schicksal der Angestellten in der ARD-Dokumentation hat mich sehr bedrückt. Ich will nicht akzeptieren, dass Menschen in Deutschland unter solchen Arbeitsbedingungen zu leiden haben. Zwei Punkte sind es aber, die mich darüber hinaus verärgern.

Erstens werfen diese schwarzen Schafe unter den Zeitarbeitsfirmen ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche. Es gibt mittlerweile viele erfolgreiche Zeitarbeitsfirmen, die faire und gute Löhne zahlen und Menschen eine neue Perspektive geben. Oft wird immer noch unterschätzt, welch wichtigen Beitrag die Zeitarbeit leisten kann, wenn es darum geht, Brücken in den regulären Arbeitsmarkt zu bauen. Wenn dieses wichtige Instrument durch solche Fälle wie bei amazon in Verruf geraten, gefährden wir ein erfolgreiches Modell zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

Zweitens können solche Vorfälle auch die Außenwirkung von Deutschland beschädigen. Wir sind aufgrund des Fachkräftemangels dringend darauf angewiesen, dass Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen. Wegen der schwierigen Situation in den südeuropäischen Ländern bieten wir auf diese Weise vielen Menschen eine neue Perspektive. Dies muss aber eine echte Perspektive sein. Es geht nicht an, dass einzelne Unternehmen die hohe Arbeitslosigkeit in Südeuropa ausnutzen und auf dem Rücken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gewinne scheffeln.

Der Deutsche Bundestag hat sich gestern in einer Aktuellen Stunde mit den Konsequenzen aus diesen Vorfällen befasst. Für mich bleibt dabei klar: Missstände müssen aufgehoben, Rechtsverstöße geahndet und kriminelle Machenschaften beendet werden. Die Zeitarbeitsbranche als Ganze darf hierbei nicht in Sippenhaft genommen werden, denn dies würde bedeuten, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Mich würde interessieren, was die Opposition den vielen Langzeitarbeitslosen sagen will, die über die Brücke Zeitarbeit wieder eine feste Anstellung gefunden haben?

Nicht zuletzt müssen wir alles daran setzen, dass Deutschland im Ausland als attraktiver Beschäftigungsort wahrgenommen wird. Eine echte Willkommens- und Anerkennungskultur ist und bleibt ein wichtiger Aspekt. Davon profitieren wir alle, denn es ist ein Irrtum, dass wir unseren Wohlstand erhalten könnten, wenn wir auf Zuwanderung verzichten würden.

Bildnachweis: DBT

Die gesamte Aktuelle Stunde sehen Sie hier als Video. Sie können auch im Protokoll nachlesen.

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