angePAcKT - Integration durch Ausbildung

Maria Böhmer, Bundestagstagsabgeordnete von Ludwigshafen / Frankenthal und Beauftragte der Bundesregierung für Migration,. Flüchtlinge und Integration, hat mit Nachdruck dazu aufgefordert, den demografischen Wandel intensiver für eine höhere Ausbildungsbeteiligung von jungen Migranten zu nutzen. „Noch nie waren die Chancen von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien auf einen Ausbildungsplatz so groß wie heute". betonte Böhmer anlässlich der Konferenz "angePAcKT - Integration durch Ausbildung" in Ludwigshafen.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, machte in Ihrer Begrüßungsrede klar, warum Bildung und Ausbildung die großen Schlüsselthemen sind, wenn es um Integration geht. „Die demografische Entwicklung ist für uns in Deutschland ein wichtiges Thema. Unser Land verändert sich. Wir werden älter, wir werden weniger und wir werden vielfältiger. In den vergangenen Jahren ist die Frage immer gewesen: Werden genügend Ausbildungsplätze da sein. Heute heißt es: Können wir alle Ausbildungsplätze besetzen? Wir müssen junge Menschen dafür interessieren, eine Ausbildung zu durchlaufen und wir müssen den Betrieben deutlich machen, dass sie gewinnen, wenn Sie junge Migranten als Auszubildende wählen.“

Damit potenzielle Auszubildende und freie Ausbildungsplätze zusammenkommen, müssen sich Unternehmen laut Böhmer künftig stärker für junge Migranten öffnen. „Die Suche nach dem Ausbildungsplatz darf nicht länger dauern, nur weil jemand einen fremdländisch klingenden Namen hat. Junge Menschen müssen die Eintrittskarte für ein erfolgreiches Berufsleben bekommen. Vielfalt ist ein Erfolgsrezept.“

Außerdem fordert Böhmer mehr Mitwirkung der Eltern. „Oft sind Migranten nicht vertraut mit unserem dualen System. Wir müssen es schaffen, dass diese Eltern den Wert einer Ausbildung besser erkennen. Jugendliche mit Migrationshintergrund brauchen mehr Unterstützung seitens der Eltern.“

Böhmer appelliert aber auch an die Jugendlichen, sich nicht nur auf ein Berufsziel zu konzentrieren „Jugendliche müssen die Chance nutzen, einen Ausbildungsberuf zu bekommen. Das kann leider nicht immer der Traumberuf sein.“

Darüber hinaus warb Böhmer für Ausbildungspatenschaften. „Wir brauchen noch mehr Menschen, die sich für Jugendliche aus Zuwanderungsfamilien einsetzen, ihnen zur Seite stehen und helfen, die Ausbildung gut abzuschließen.

Böhmer sieht Deutschland auf dem Weg in einer Willkommens- und Anerkennungskultur. „Früher haben wir bei Jugendlichen aus Zuwandererfamilien oft nach den Defiziten gefragt, jetzt fragen wir nach den Potenzialen.“

Reichtum an unterschiedlichen Potenzialen nutzen

Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, machte den Zusammenhang von demografischen Wandel und Fachkräftemangel deutlich: „ Wir müssen uns damit abfinden, dass die Bevölkerung bis zum Jahr 2030 auf etwa 77 Millionen. zurückgehen wird – das sind fünf Millionen weniger als heute. Bereits im Jahr 2025 werden unseren Berechnungen zufolge am Arbeitsmarkt fast 3,5 Millionen Menschen fehlen. Deutschland hat also ein vitales Interesse mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Ausbildungsmarkt zu integrieren.“

Becker wies aber auch auf die Fortschritte beim Thema Ausbildung und Integration hin: „Im Jahr 2008 hatte lediglich jeder vierte ausländische Jugendliche eine Chance auf betriebliche Ausbildung. Im Jahr 2012 war es jeder dritte. Wenn es uns gelingt, den Reichtum an unterschiedlichen Potenzialen noch besser zu nutzen, ist das ein Gewinn für die Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen.“

Um die Situation weiter zu verbessern, machte Becker drei Vorschläge.

Erstens: „Jugendliche dürfen sich nicht nur auf einen Ausbildungsberuf fixieren, sondern auch einen Plan B oder Plan C haben – und vielleicht auch einen Ausbildungsplatz annehmen, der nicht ihr Traumberuf ist.“

Zweitens: „Viele Eltern von Jugendlichen mit Migrationshintergrund wissen zu wenig über das duale System. Wir spüren, dass ein Studium oft eine größere Anziehungskraft hat als eine Ausbildung. Das müssen wir weiter ändern.“

Drittens: „Vor ein paar Jahren konnten sich Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt noch den geschliffenen Diamanten aussuchen. Heute müssen sie den Rohdiamanten finden. Die Betriebe müssen sich öffnen und vielfältiger werden.

Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht benachteiligen

Wie ein modernes Unternehmen mit dem Fachkräftemangel umgehen kann, zeigte Dr. Richard Hartmann, Ausbildungsleiter bei der BASF SE: „Die Ausbildung ist das Herz unserer Fachkräftesicherung und damit ein entscheidender Erfolgsfaktor für unsere Zukunft. Allein am Standort Ludwigshafen haben wir 35.000 Mitarbeiter. Etwa 75 Prozent davon kommen aus der eigenen Ausbildung. Wir werden in den nächsten Jahren einen großen Bedarf an Auszubildenden haben. Wir können es uns nicht erlauben, dass junge Menschen ohne Ausbildung und damit ohne berufliche Perspektive bleiben.“

Hartmann forderte Unternehmer auf, die Barrieren für Jugendliche mit Migrationshintergrund weiter zu senken: „In Deutschland müssen noch mehr Unternehmen Bewerbungsverfahren entwickeln, die Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht benachteiligen. Aus Jugendlichen, die in ihrem Leben vielleicht mehr Misserfolge hatten, können sich in einer Ausbildung selbstbewusste junge Menschen entwickeln. Als globales Unternehmen legen wir viel Wert auf Vielfalt. Unterschiede sind willkommen.“

Öffnung für Vielfalt

Prof. Dr. Eckart Severing, Geschäftsführer des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) verwies darauf, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund von der Entspannung am Ausbildungsmarkt noch nicht sehr stark nicht profitieren. „Junge Migranten schreiben mehr Bewerbungen als Jugendliche ohne Migrationshintergrund, werden aber zu viel weniger Bewerbungsgesprächen eingeladen.“

Unternehmen empfahl Severing, sich noch mehr für Vielfalt zu öffnen. „Die Schulleistungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind nicht schlechter. Außerdem machen einen nicht Herkunft, Schulbildung oder Sprachkenntnise zu einem erfolgreichen Auszubildenden, sondern die Motivation Die meisten würden viel weiter kommen als wir ihnen zugetraut haben Die Barrieren am Anfang dürfen nicht so hoch sein. Nicht alles liegt am Willen der Migranten, sondern an unserem. Wir haben in Deutschland keinen Mangel an Menschen, wir haben einen Mangel an ausgebildeten Menschen. Das betrifft vor allem Migranten. Während von den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund 61 Prozent in eine Ausbildung kommen, sind es bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund nur 46 Prozent.“

Quelle: REGIERUNGonline

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