Reden

Schlusswort zum 30. Jubiläum von „Memory of the World“

Sehr geehrter, lieber Herr Leonhard,

sehr geehrter Herr Zuchan,

sehr geehrter Herr Seng,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Schönung,

liebe Frau Metze-Mangold,

meine Damen und Herren,

liebe Gäste,

es ist mir eine große Freude, das Schlusswort der heutigen Veranstaltung zum 30. Jubiläum von „Memory of the World“ sprechen zu können, auch wenn ich leider nicht an der gesamten Jubiläumsveranstaltung teilnehmen konnte, da ich zu einer Veranstaltung in Dresden war.

 

Zunächst möchte ich mich herzlich bei der Stadt Lorsch für die erneute Gastfreundschaft bedanken.

Lorsch ist uns als Welterbestätte vertraut mitten in einem UNESCO-Geo-Naturpark.

Aber von Lorsch ging im Juli 1999 der entscheidende Anstoß für die Beteiligung Deutschlands an dem Programm „Memory of the World“ aus.

In Lorsch wird so immer wieder der Geist der UNESCO lebendig: Sie arbeiten tagtäglich daran, dass unser Gedächtnis und unser Erbe erhalten bleibt und weitergegeben wird.

 

Letztes Jahr konnte Kloster Lorsch das 30. Jubiläum der Eintragung in die Welterbeliste feiern.

Heute haben wir ein weiteres 30-jähriges Jubiläum zu feiern: das Gedächtnis dieser Welt, das „Memory of the World“-Programm, ist 1992 aus der Taufe gehoben worden.

1999 wurde auf Initiative der DUK das Deutsche Nominierungskomitee für MoW gegründet.

Im Rahmen dieses Festakts haben Sie sich intensiv mit dessen Geschichte auseinandergesetzt und Erfahrungen aus der Praxis ausgetauscht.

 

Sie, lieber Herr Leonhard haben heute

die Motive und Hintergründe des Programms MoW erläutert und seine Aufnahme und Entwicklung in Deutschland beleuchtet.

Mit großer Faszination habe ich Ihren Beitrag zur Geschichte von MoW in Deutschland gelesen.

Die bis heute 24 Einträge im internationalen Register, zeugen vom hohen Engagement der vielen Einrichtungen in Deutschland, die das Dokumentenerbe bewahren, zugänglich machen und öffentlich noch bekannter werden lassen.

Sie zeugen auch vom hohen Engagement der Mitglieder des Nominierungskomitees.

Und nicht zuletzt zeugen sie von dem unermüdlichen Engagement von Ihnen,

Herr Leonhard, als Vorsitzenden des Nominierungskomitees.

 

Lieber Herr Leonhard, Sie sind der spiritus rector dieses Komitees.

Mit Ihrer außerordentlichen Expertise und Ihrem Gespür haben Sie MoW in Deutschland und darüber hinaus geprägt.

Ich erinnere mich an die Veranstaltung zur Zukunft von MoW, zu der ich ins Auswärtige Amt eingeladen hatte. Es war der Beginn unseres intensiven, offenen Austauschs zu MoW.

Die Sorge um die zunehmende Politisierung dieses Programms trieb uns um.

 

Mit der Ihnen eigenen Hartnäckigkeit und richtungsweisenden Ideen sind Sie durch all die Jahre am Ball geblieben.

Ich danke Ihnen dafür nachdrücklich und ebenso allen Engagierten sehr herzlich für Ihren großen Einsatz.

 

Ein Schwerpunkt der heutigen Veranstaltung war der Vermittlung der Bedeutung des Weltdokumentenerbes in seiner reichen Vielfalt gewidmet.

  • Wie gehen wir mit unserem Erbe um?

  • Wie geben wir es weiter?

  • Wie erreichen wir junge Menschen?

Das sind große Herausforderungen gleichermaßen für Welterbe, IKE und MoW!

Frau Ströter-Bender hat dazu einen Einblick in ihre Arbeit gegeben.

 

Herrn Jordan und Herr Arens haben ihre jeweiligen Erfahrungen erläutert und aus unterschiedlichen Perspektiven den Vermittlungsauftrag beleuchtet. Danke!

 

Ich wünsche mir, dass Ihre Impulse und Diskussionsergebnisse in die Vermittlungsarbeit der DUK hineingetragen werden und sie befruchten.

 

Sie haben sich auch mit der Gefahr der politischen Instrumentalisierung des MoW-Programms und den notwendigen Reformen auseinandergesetzt.

Kein einfaches Unterfangen wie wir alle wissen.

Deshalb musste Generaldirektorin Audrey Azoulay im Dezember 2017 ein Moratorium verfügen.

 

In dieser Phase haben sich die Vertreterinnen und Vertreter des Auswärtigen Amts in Berlin und bei der UNESCO in Paris in die Reformbemühungen des MoW-Programms wieder aktiv eingebracht und ich kann sagen, es geschah stets im vertrauensvollen Dialog mit dem Vorsitzenden des Komitees und der DUK.

Sie haben damit dazu beigetragen, MoW aus der Gefahrenzone der Politisierung zu holen.

 

So konnte im Herbst 2021 MoW wieder für Neueintragungen geöffnet werden.

Stellvertretend für alle Beteiligten gilt mein Dank Herrn Streckert, der uns heute aus erster Hand über die Reformanstrengungen bei der UNESCO in Paris berichtet hat.

Wie Sie alle hoffe ich, dass diese Reformen die Zukunft des Programms MoW sichern können.

 

Soeben konnten wir die abschließende Podiumsdiskussion verfolgen.

Ich danke allen Panelisten, die uns gezeigt haben, worin der Reiz, aber auch die Herausforderungen des Weltdokumentenerbes liegen.

 

MoW, oder wie wir in Deutsch formulieren „Weltdokumentenerbe“, bietet uns

eine wertvolle Quelle des Wissens:

Mit diesem Wissen aus der Vergangenheit gilt es, eine nachhaltige, sichere und für alle lebenswerte Zukunft zu gestalten.

 

Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Generationen dieses „Gedächtnis der Menschheit“ zu bewahren und zu vermitteln.

 

Mit den UNESCO-Projektschulen und dem Jungen Forum der Deutschen UNESCO-Kommission haben wir eine starke Vertretung der künftigen Gestalterinnen und Gestalter unserer Gesellschaft.

 

Diesen Gestaltungswillen konnten wir bereits im Rahmen der Initiative der Arolsen Archives #everynamecounts erleben: Tausende Schülerinnen und Schüler der UNESCO-Projektschulen haben zum digitalen Denkmal für die Opfer des Nazi-Regimes beigetragen.

 

Zum Schluss möchte ich einen zentralen Gedanken von Ihnen, Herr Leonhard, in den Blick rücken:

Bei MoW wie auch dem UNESCO Welterbe und IKE geht es „um gegenseitigen Respekt und Toleranz, Völkerverständigung und Frieden auf unserem gemeinsamen Planeten.“

Dafür lohnt es sich, mit aller Kraft einzutreten. Danke!

 

Nach oben