Reden

Grußwort zu Restaurierungsarbeiten von Notre-Dame

Sehr geehrter Ministerpräsident und Bevollmächtigter für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen Wüst,

sehr geehrter Ministerpräsident a.D. Laschet,

sehr geehrter Herr Botschafter Delattre,

sehr geehrter Herr Füssenich,

sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, dass ich Sie heute im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission zu diesem Moment begrüßen darf,

auf den wir uns seit drei Jahren freuen.

 

Im April 2019 blieb die Welt kurz stehen! –

Ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag.

Der Brand in der Kathedrale Notre-Dame hat uns alle in der Deutschen UNESCO-Kommission

und mich ganz persönlich zutiefst erschüttert.

 

Knapp dreißig Jahre vor diesem verheerenden Brand war die Architektur der Kathedrale mit weiteren Bauten am Ufer der Seine als UNESCO-Welterbe anerkannt worden.

 

Der außergewöhnliche, universelle Wert von „Notre-Dame“ äußert sich in ihrer „gotischen Kunst, welche Architektur und Bildhauerei harmonisch verbindet“. Eine Kunst, die zahlreiche weitere Bauwerke in Europa inspirierte. Als Ort der Krönungszeremonie steht die Kathedrale in enger Verbundenheit mit der Geschichte der französischen Monarchie, die in Europa als Vorbild diente.

 

Die Flammen zerstörten somit nicht nur die Schönheit eines Bauwerks, ein Symbol für Paris und damit auch einen Teil der französischen Identität – sondern die Flammen zerstörten auch Teile unseres gemeinsamen Erbes.

„Gemeinsames Erbe“ – das wurde uns an diesem Tag sehr bewusst, ist gefährdet. Wir müssen uns stets vor Augen führen, dass es geschützt und erhalten werden muss.

Für diesen Schutz des nationalen und des Welterbes sind unsere französischen Freunde berühmt.

Dieser Tag im April 2019 hat uns aber auch vor Augen geführt,

dass es Gefahren gibt, die wir nicht vorhersehen können.

In solchen Momenten kommt es auf Solidarität an.

Ich freue mich, dass wir heute diese Solidarität an einem konkreten Beispiel sehen.

Es zeigt uns, dass eine Weltgemeinschaft auf der Basis einer guten, bilateralen Zusammenarbeit wachsen und funktionieren kann.

 

„Gemeinsames Erbe“ – das war für uns sofort eine Handlungsaufforderung.

Zusammen mit Ihnen, Ministerpräsident a.D. Laschet, hat die Deutsche UNESCO-Kommission in wenigen Stunden zu der Spendenaktion „NRW für Notre-Dame“ unter dem Hashtag „#FuerNotreDame“ aufgerufen.

Fast eine halbe Million Euro kamen zusammen.

Wir haben diese Spenden zum Wiederaufbau der Kathedrale zur Verfügung gestellt.

 

Diese Summe steht für die Hilfsbereitschaft und die enge Verbundenheit der deutschen Bevölkerung mit ihren französischen Nachbarn.

Sie steht dafür, dass der Aufbau eines Gefühls des „Miteinanders“ nicht nur eine politische Aufgabe ist, sondern aus der Mitte der Gesellschaft entsteht.

Ich danke Herrn Kreuzberg und dem gesamten Zentral-Dombau-Verein Köln:

Er überwacht die Verausgabung dieser Mittel, vor allem hier in der Dombauhütte Köln.

„Gemeinsames Erbe“ – an diesem Tag waren deswegen einmal mehr meine Gedanken bei unseren französischen Freundinnen und Freunden.

„Beim Wiederaufbau dieser einzigartigen Kathedrale werden wir sie mit allen Kräften unterstützen“, lautete unser Versprechen.

Ich freue mich, dass ich dieses Versprechen heute einlösen kann.

 

Wo wären die Obergadenfenster besser aufgehoben als bei der Kölner Dombauhütte? –

Wir wissen das Projekt in kompetenten Händen:

Frau Prof. Dr. Schock-Werner hat seit 2019 das Vertrauen bei unseren französischen Freunden aufgebaut.

Herr Füssenich, Sie leisten hier mit ihrem Team beeindruckende Arbeit.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement.

 

Ich erinnere daran, dass die UNESCO das Bauhüttenwesen 2020 als Immaterielles Kulturerbe in das Register Guter Praxisbeispiele aufgenommen hat.

Auch dies war eine gemeinsame, transnationale europäische Bewerbung, an der Deutschland und Frankreich beteiligt waren.

Die Übergabe der UNESCO-Urkunde konnte im Mai dieses Jahres in Straßburg erfolgen.

Die Restaurierung der Obergadenfenster als ein deutsch-französisches Freundschaftsprojekt und das Bauhüttenwesen als ein paneuropäisches Freundschaftsprojekt –

diese Projekte reihen sich nahtlos ein, in eine lange Tradition:

Denn schließlich war die Geschichte des Baus europäischer Kathedralen überall auf dem Kontinent ein transnationales Gemeinschaftsprojekt. Umso bewusster wird uns heute die gemeinsame Verantwortung für dessen Schutz und Wiederaufbau.

 

Wir stehen mit dem Bewusstwerden unseres gemeinsamen Erbes – durch unser gemeinsames Tun hier in Köln – also in einer lebendigen Tradition.

Lassen Sie uns diese Tradition und dieses Erbe - auch weiterhin - für die Zukunft bewahren.

Die Deutsche UNESCO-Kommission wird Sie gerne auch weiterhin auf diesem Weg unterstützen.

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