Sehr geehrte Frau Stadtratsvorsitzende Buse,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Zugehör,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident
Dr. Haseloff,
sehr geehrter Herr Bischof Kramer,
sehr geehrter Herr Bischof
Dr. Schneider,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete
und Mitglieder des Stadtrates,
sehr geehrter Herr Dr. Rhein,
sehr geehrter Herr Geserick,
sehr geehrte Festgäste,
meine Damen und Herren,
Mit der Anerkennung als UNESCO-Welterbestätte hat Wittenberg die bedeutendste Auszeichnung für das kulturelle Erbe der Menschheit erhalten. Knapp 9000 km entfernt von Wittenberg tagte 1996 das Welterbekomitee der UNESCO in Mérida, Mexiko.
Auf einmal rückte die Welt zusammen: „Adopted“ und mit dem berühmten Hammerschlag besiegelt.
So wurden das Melanchthon-Haus, die Lutherstube, die Stadtkirche mit ihrem berühmten Cranach-Altar und die Schlosskirche in Wittenberg gemeinsam mit dem Geburts- und
dem Sterbehaus Luthers in Eisleben in die Welterbeliste eingeschrieben.
Die Freude war riesig:
Wir sind Welterbe!
Wir gehören zum Welterbe der Menschheit!
25 Jahre oder genauer 25 plus ein Jahr, das feiern wir heute.
Was für ein schöner Tag!
Ich gratuliere Ihnen, im Namen der Deutschen UNESCO-Kommission,
sehr herzlich zu diesem Jubiläum.
Es ist kein Geheimnis, dass ich dem Kultur- und Naturerbe in Sachsen-Anhalt besonders verbunden bin.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Herr Haseloff, ich erinnere mich mit Freude an unseren gemeinsamen Besuch des Naumburger Doms, der seit 2018 ebenfalls zum UNESCO-Welterbe zählt.
Und ich danke Ihnen für die stete Unterstützung der UNESCO-Stätten durch Ihr Bundesland. Wenn ich mich umschaue, dann kann man schon fast von einer UNESCO-Region sprechen. Denn kaum irgendwo sonst auf der Welt finden sich so gedrängt wie hier so viele UNESCO-Stätten – eine wahre Schatzkammer!
Die Deutsche UNESCO-Kommission begrüßt sehr die enge Zusammenarbeit, mit der Sie hier die UNESCO-Ziele umsetzen. Wittenberg steht dafür
und hat von Anfang an gezeigt:
Welterbemanagement ist dann erfolgreich, wenn es gelingt,
alle einzubinden.
Um dieses zu erreichen, haben Sie unmittelbar nach der Einschreibung in die Welterbeliste vor 25 Jahren eine eigene „Stiftung Luthergedenkstätten“ gegründet. Sie können sich inzwischen auf einen eindrucksvollen Kreis von Partnern und Förderern stützen, mit deren Hilfe Sie dieses einzigartige kulturelle Erbe bewahren und pflegen, und ganz im Sinne der Reformation „erneuern“ und weiterentwickeln.
Mein besonderer Dank gilt deshalb allen, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert nachhaltig für diesen Erfolg und den Erhalt dieser Welterbestätte arbeiten.
Daran wird deutlich:
Welterbe geht uns alle an!
Ich danke Ihnen für Ihren großartigen Einsatz!
Die Luthergedenkstätten in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld zeigen in eindrucksvoller Weise das Leben und Schaffen Martin Luthers und seines Mitreformers Philipp Melanchthon. Als Orte bedeutsamer Ereignisse der Reformation waren und sind sie von „herausragender Bedeutung für das politische, kulturelle und spirituelle Leben“, so die UNESCO.
Hier hat Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür angeschlagen und somit die Reformation angestoßen. Damit begann eine neue Ära in der religiösen und politischen Geschichte, die weit über die deutschen Grenzen hinausgeht.
Der Begriff Reformation bedeutet „Erneuerung“ und beschreibt speziell die kirchliche Erneuerungsbewegung.
Für diese Erneuerung steht die Welterbestätte in Wittenberg und sie arbeitet daran, dass die Erinnerung an das Wirken Luthers stetig erneuert wird.
Das war auch das Anliegen, als die Stadt vor genau 100 Jahren den Namenszusatz „Lutherstadt Wittenberg“ ersann.
Seit 1996 ist Wittenberg nicht mehr nur Lutherstadt, sondern auch eine Welterbestadt. Als Mitglied des multilateralen UNESCO-Netzwerkes sind sich alle hier der großen Aufgabe/Verpflichtung bewusst, der Menschheit die Idee des weltumspannenden Erbes nahe zu bringen.
Die vielfältigen Angebote in Wittenberg sprechen Besucherinnen und Besucher jeder Altersgruppe an.
Ich bin begeistert von den Mitmachaktionen der Museen speziell für Kinder und Jugendliche.
Denn gerade die junge Generation gilt es zu erreichen.
Die Pandemiezeit hat uns auch gezeigt, dass wir mit digitalen Angeboten neue Zielgruppen gewinnen können.
Dennoch ist die reale Begegnung wie heute von unschätzbarem Wert.
Hier in Wittenberg nutzen Sie diese doppelte Chance in sehr kreativer Weise. Damit gelingt es Ihnen, sowohl die historische als auch die aktuelle Bedeutung der Luthergedenkstätten sowie Leben und Werk Martin Luthers zu vermitteln.
Die Vermittlung des Welterbes ist aber auch mit Herausforderungen konfrontiert: In Wittenberg haben wir mit der Schmähskulptur sehr konkret ein Mahnmal des Antisemitismus vor Augen.
Das Übel des Antisemitismus zieht sich durch unsere gesamte Kirchen- und Gesellschaftsgeschichte und erfordert, gerade von uns Deutschen, eine ganz besondere Achtsamkeit.
Es erfordert sowohl eine Einordnung in die Geschichte als auch ein entschiedenes Entgegentreten – die Welterbestätte kann uns dabei helfen.
So begreifen Sie Ihre Welterbestätte nicht allein als Gedenkstätte, sondern Sie gestalten sie mit vielfältigen Programmen der kulturellen Bildung und der Einbettung in die Historie als einen lebendigen Lernort. Damit stellen Sie sich der Verantwortung für das kulturelle und religiöse Erbe und dem Anspruch, zu reformieren, also zu erneuern.
Sie leben vor, was es heißt, UNESCO-Welterbe zu sein:
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Es heißt auch, Kooperationen zwischen Welterbestätten voranzutreiben, indem Sie beispielsweise eng mit den benachbarten UNESCO-Stätten zusammenarbeiten: dem Gartenreich Dessau-Wörlitz, dem Bauhaus oder dem UNESCO-Biosphärenreservat Mittelelbe.
Gemeinsam erleben Sie hautnah, welche übergreifende Herausforderung der Klimawandel für uns ist. Deshalb begreifen sich Welterbestätten zunehmend als Labore der Nachhaltigkeit.
Als Deutsche UNESCO-Kommission unterstützen wir Sie gerne bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele und der Welterbekonvention, deren Jubiläum wir in diesem Jahr feiern.
Genau vor 50 Jahren, im Jahr 1972, wurde die Welterbekonvention von den Vertragsstaaten unterzeichnet. Damit haben sich die Staaten – also auch die Bundesrepublik Deutschland – verpflichtet, für den Schutz und Erhalt der für die gesamte Menschheit bedeutenden Stätten Sorge zu tragen. Die Welterbekonvention ist eines der erfolgreichsten internationalen Schutzinstrumente für unser gemeinsames Natur- und Kulturerbe weltweit.
Was gibt uns die UNESCO
seit 50 Jahren durch die Welterbeidee mit auf dem Weg?
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Wir erleben die Begeisterung für die Einzigartigkeit des Kultur- und Naturerbes und zwar ganz konkret für die großartigen Leistungen menschlicher Schöpferkraft.
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Wir erfahren neue Facetten unserer Identität: ein Heimatgefühl eingebettet in das der Weltgemeinschaft.
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Wir lernen durch die Welterbeidee gegenseitigen Respekt und Wertschätzung über Grenzen hinweg. Denn Welterbestätten sind Orte der Begegnung und des Austauschs.
„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“, so heißt es in der Verfassung der UNESCO von 1945.
Die Gründung der UNESCO ist eine Antwort auf die bitteren Erfahrungen zweier Weltkriege.
Alle UNESCO-Programme sind auf das engste mit dieser Botschaft des Friedens verbunden. Das spiegelt sich ganz besonders in der Welterbekonvention wieder: Das Bewahren unseres gemeinsamen Kultur- und Naturerbes hat kein geringeres Ziel, als durch Zusammenarbeit zwischen den Völkern zur Wahrung von Frieden und Sicherheit beizutragen.
Wir wissen aber auch um die Verletzlichkeit dieses Gedankens. Der russische Überfall auf die Ukraine, die humanitäre Katastrophe, die Zerstörung von Bildungsinfrastruktur und Kulturgut - das hat einen Schock ausgelöst.
Es ist eine Zäsur für uns alle und
für eine lange Zeit.
Erneut wird uns aber bewusst, wie wichtig es ist „Frieden im Geist der Menschen zu verankern“.
Diese Botschaft soll uns Kraft geben. Sie soll Sie darin bestärken, die Welterbe-Idee in Wittenberg immer wieder aufs Neue mit Leben zu erfüllen.
Erinnern wir uns dabei an die Worte Martin Luthers:
„Es gibt keinen Weg zum Frieden, wenn nicht der Weg schon Frieden ist.“
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach 25 plus 1 Jahren UNESCO-Welterbe können Sie stolz auf das Erreichte zurückblicken und voller Zuversicht und Tatendrang nach vorne schauen.
Welterbe zu sein, bedeutet Verantwortung und Chance zugleich.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude und ein gutes Gelingen, die Luthergedenkstätten gemeinsam zukunftssicher zu machen, um ihre Einzigartigkeit und ihre stetige Erneuerung an die kommenden Generationen weiterzugeben!
Die Deutsche UNESCO-Kommission ist dabei gern an Ihrer Seite!