Vor kaum zwei Monaten legte der Weltklimarat einen viel zitierten Sonderbericht zum Klimawandel vor. Und er fordert schnelles und entschiedenes Handeln! Lassen Sie mich mit der guten Nachricht beginnen: Wir können die Erde retten!
Die Herausforderungen sind enorm. Aber wir können sie meistern. Die Erderwärmung, so die Klimaforscher, müsse auf höchstens 1,5 Grad begrenzt werden. Der Weltklimavertrag von Paris 2015 sieht eine Begrenzung des Anstiegs auf deutlich unter 2 Grad, wenn möglich auf 1,5 Grad vor. An dieser Formulierung ist erkennbar, wie hart umkämpft dieses zentrale Ziel war und leider noch ist. Wir dürfen nicht locker lassen. Jetzt geht es darum, das Klimaziel schnell umzusetzen. Kein Zweifel: Die Zeit drängt. Bis 2030 müsste die Menschheit dafür den Kohlendioxid-Ausstoß um fast die Hälfte verringern. Ob uns das gelingen kann, werden bereits die kommenden Beratungen der UN-Klimakonferenz zeigen, die jetzt in Kattowitz in Polen begonnen hat.
Die Botschaft der Forscher ist jedenfalls unmissverständlich. Der menschengemachte Klimawandel schreitet voran. Seine Folgen sind dramatisch. Immer häufigere Dürren, immer heftigere Stürme und der Anstieg des Meeresspiegels gefährden heute Ökosysteme in allen Teilen der Welt. Wir laufen Gefahr, unsere Umwelt für immer zu verändern, und zwar unumkehrbar.
Der Klimawandel bedroht aber nicht nur unsere Umwelt. Er bedroht ganz fundamental das Zusammenleben der Menschen auf unserem Planeten. Er bedroht unsere Zukunft und er bedroht unsere Vergangenheit, die Zeugnisse unserer gemeinsamen Geschichte! Das Menschheitsgedächtnis, die Kulturdenkmäler und Naturstätten rund um den Erdball, deren Schutz sich die UNESCO verschrieben hat, bleiben davon nicht verschont.
Erst vor wenigen Wochen haben heftige Regenfälle die Felsenstadt Petra in der jordanischen Wüste überschwemmt. Das Weltnaturerbe des Great Barrier Reef ist unter anderem aufgrund steigender Wassertemperaturen bedroht. Und nur wenige Kilometer von hier leidet das Biosphärenreservat im Binnendelta des Spreewalds unter der lang anhaltenden Trockenheit.
2007 wurde der Weltklimarat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Zurecht, wie ich meine. Denn durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Staaten auf dem gesamten Globus können wir einer der größten Herausforderungen unserer Zeit überhaupt erst wirkungsvoll begegnen.
Sie alle kennen die Botschaft, mit der die Verfassung der UNESCObeginnt:
„Da Kriege im Geiste der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.“
In unseren Zeiten heißt das auch, den Umwelt- und Klimaschutz im Geist der Menschen zu verankern. Nur so kann es uns auf lange Sicht gelingen, den Frieden zu bewahren. Den Schlüssel dazu halten wir bereits in den Händen. Es ist der Schlüssel für mehr Verantwortung gegenüber der Welt und es ist der Schlüssel für mehr Gerechtigkeit auf der Welt. Der Schlüssel heißt Bildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Bildung für nachhaltige Entwicklung will Menschen die Fähigkeit vermitteln, ihr Leben und ihre Umwelt zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, in einer immer komplexeren Welt. Bildung für nachhaltige Entwicklung wagt den Blick über den Tellerrand. Sie sieht die Verantwortung jedes Einzelnen für die globale Gemeinschaft und für künftige Generationen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung heißt, dass wir fürs Leben lernen – nicht nur in unseren Schulen und Universitäten, sondern auch in Biosphärenreservaten, diesen Zukunftswerkstätten nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens. Auch in den UNESCO-Geoparks, die uns in die Erdgeschichte eintauchen lassen. Und auch in den vielen Weltnaturerbestätten, die uns die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten zeigen.
Deshalb freue ich mich ganz besonders, Sie hier in Berlin so zahlreich begrüßen zu können. Sie setzen sich schon heute für die Nachhaltigkeitswende ein, die wir brauchen, um unsere Gesellschaften zukunftsfähig zu machen.
Ich möchte Ihnen dafür danken, dass sie mit unserem Schlüssel „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ noch mehr jungen Freiwilligen eine Tür in die Zukunft öffnen wollen.
Seit fast zehn Jahren lernen junge Menschen mit kulturweit in aller Welt fürs Leben. Als wir unseren Freiwilligendienst kulturweit gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt aus der Taufe hoben, wollten wir dem internationalen Dialog eine neue Dimension geben. Und zwar dort, wo er seit langem erfolgreich geführt wird: in Kultureinrichtungen, an Schulen und Hochschulen, in UNESCO-Nationalkommissionen weltweit.
Mit kulturweit wollen wir eine Kultur der gegenseitigen Verständigung fördern. Damit das gelingt, dürfen nicht nur Staaten, sondern müssen Menschen miteinander sprechen. Auch das steht in der Verfassung der UNESCO. Und ich finde, damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Deshalb unterstützen wir gezielt das Engagement junger Menschen in einer sie prägenden Lebensphase.
Denn kulturweit ist für unsere Freiwilligen keine touristische Reise. kulturweit ist eine Chance, die Welt neu zu entdecken und besser zu verstehen. Dank Ihnen haben junge Menschen die einmalige Gelegenheit zu erleben, wie Bildung und Kultur in anderen Teilen der Welt gestaltet werden. Sie können Länder und die Menschen dort von einer Seite kennenlernen, die den meisten sonst verborgen bleibt.
Umso mehr freut es mich, liebe Frau Staatsministerin Müntefering, dass wir unsere Zusammenarbeit mit Unterstützung des Auswärtigen Amts in Zukunft weiter vertiefen können. Ich weiß um Ihr großes Engagement für kulturweit und die Begeisterung, mit der Sie sich für naturweit stark machen! Herzlichen Dank dafür!
Dass junge Freiwillige schon in wenigen Monaten mit naturweit unser gemeinsames Naturerbe entdecken und Ihre Arbeit vor Ort unterstützen dürfen, ist ein starkes Signal. Es zeigt, dass wir Kultur und Natur, Umwelt und Bildung in Zukunft noch enger zusammendenken werden. Das müssen wir auch, wollen wir dem Klimawandel in allen Bereichen unseres Lebens begegnen.
Wenn ich bisher gefragt wurde, was wir mit kulturweit erreichen wollen, habe ich oft gesagt, dass wir unsere Freiwilligen zu Botschaftern einer globalisierten Welt machen wollen. Wenn ich heute vor Ihnen stehe, erfüllt mich das Ziel, unsere Freiwilligen zu Botschaftern einer Welt von morgen, einer Welt der Nachhaltigkeit machen zu wollen. Ich freue mich, dieses neue Kapitel mit Ihnen aufzuschlagen!
Auf dem UN-Klimagipfel in Kattowitz dreht die Weltgemeinschaft dieser Tage am großen Rad. Und es muss sich schneller bewegen! Wir alle wissen aber auch, dass die Welt aus vielen kleinen Rädern besteht, die sich drehen müssen, damit es in die richtige Richtung geht. Sie sind nach Berlin gekommen, um solche Räder in Bewegung zu setzen.
Vielen Dank dafür!